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Presseerklärung des KursleiterInnenrates der VHS Bremen

Bremer VHS-Dozentinnen und Dozenten sind sauer über die Honorarsätze

Nachdem es seit 1999 keine Honorarerhöhungen mehr gegeben hat, fordern die Dozentinnen und Dozenten der Volkshochschule Bremen eine deutliche Honorarerhöhung auf 30 EUR. In einer Vollversammlung am 10.10.2008 beschlossen sie, den Bürgerschaftsabgeordneten und dem für die VHS zuständigen Kultursenator Böhrnsen auf einem Aktionstag am 13.11.2008 mittags vor der Bürgerschaft unter dem Motto "Jetzt gibt's Saures!" saure Zitronen zu überreichen. DozentInnen von "Arbeit und Leben" und der WiSoAk werden sich auch daran beteiligen.

Die DozentInnen sind zwar gut ausgebildet und arbeiten professionell, sollen aber für ein Minihonorar qualifizierte Arbeit leisten und fühlen sich ansonsten von der bremischen Bildungs- und Kulturpolitik ignoriert.

So bleiben ihnen von dem Honorar pro Unterrichtsstunde in Höhe von 18 Euro nur etwa 7 bis 10 Euro netto übrig. Pastor Hans-Gerhard Klatt, Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerkes, hat in diesem Zusammenhang schon von "Hungerlöhnen" gesprochen. Zusätzlich gibt es in einigen Fachbereichen verschiedener Träger sogar faktisch Honorarkürzungen unterhalb der festgelegten Honorarsätze, wie man auch in der Bürgerschaftsdebatte am 10.09.08 erfahren konnte.

Im Klartext: Die Honorare, die seit mehr als 9 Jahren – bei der WiSoAk, der Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer, sogar seit 15 Jahren – von den Weiterbildungsträgern an Dozentinnen und Dozenten gezahlt werden, stehen in keinem Verhältnis mehr zu den gestiegenen Lebenshaltungskosten und sind nicht leistungsgerecht.

Dr. Witthaus, Leiter der VHS in Bremen, meint: " Erhöhungen auf der Ausgabenseite durch Honorare müssen verbunden sein mit einer Erhöhung der Einnahmeseite." Nach seinen Angaben sind nach der Eröffnung des Bamberger Hauses die Zahl der Veranstaltungen und Teilnehmenden erheblich gestiegen, doch die Mehreinnahmen sollen kaum ausreichen, um die Ausgaben der VHS zu decken, da in den letzten Jahren die Zuschüsse des Landes Bremen an die Weiterbildungsträger zum Teil rigoros gekürzt wurden.

Doch ohne DozentInnen findet kein Unterricht statt. Sie schaffen die Qualität, die erst die Einnahmen ermöglichen. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit insbesondere durch die Politik nicht wertgeschätzt, besonders wenn bei den öffentlichen Diskussionen über mehr Investitionen in Bildung mit keinem Wort auf ihre prekären Lebensverhältnisse eingegangen wird.

Senatorin Jürgens-Piper erklärte in einer Debatte in der Bremer Bürgerschaft zum Thema ´Honorare´, "bundesweit leben 23% der Dozenten hauptberuflich als Honorarkräfte" von den Honoraren. Dazu muss man aber auch wissen: Als freiberuflich tätige DozentInnen sind sie einerseits verpflichtet, die vollen Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen, können diese aber andererseits wegen der niedrigen Vergütung kaum mehr aufbringen.

Wenn sie zudem noch krank werden oder die Veranstaltung mangels ausreichender Teilnehmerzahl oder aus anderen Gründen abgesagt werden muss, bekommen sie keinen Cent, bezahlten Urlaub kennen sie auch nicht.

Bildungspolitiker aller Parteien in Bremen unterstützen generell eine "angemessene Bezahlung für qualitativ hochwertige Arbeit", so Sybille Böschen von der SPD, haben aber ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie diese Bezahlung aussehen soll.

Die Bremer Regierungskoalition hat sich in ihrer Koalitionsvereinbarung als Ziel gesetzt, 12,5 % der Bremer Bevölkerung regelmäßig weiterzubilden. Die DozentInnen möchten dies professionell und engagiert ermöglichen – aber nicht zu einem "symbolischen" Honorar, bei dem ihre Qualifikation und Kompetenz keine entsprechende Anerkennung und leistungsgerechte Bezahlung findet.

Seit der Bürgerschaftsdebatte am 10. September 2008 zur Anfrage der Fraktion DIE LINKE über Honorare von Dozentinnen und Dozenten in Weiterbildung und Hochschulen werden die Weiterbildungs-Honorare zur Zeit in allen Parteien diskutiert und stehen im zuständigen Betriebsausschuss und auch in der Deputation für Kultur auf der Tagesordnung.

Der Bremer Senat hatte auf die Anfrage der LINKEN unter anderem geantwortet, es sei ihm "nicht bekannt, dass es in den genannten Bereichen zu Kürzungen von Honoraren gekommen ist." Bei einigen Kursen der beruflichen Bildung der WiSoAk sind aber Honorare von 23,50 auf 22,80 € oder gar auf 17,90 € gekürzt worden.

An der Bremer VHS:
  • arbeiten fast 1000 Kursleiterinnen und Kursleiter
  • 374 Kursleiter arbeiten durchschnittlich neun Stunden monatlich für die VHS
  • 125 Kursleiter arbeiten monatlich im Jahresdurchschnitt 30 Stunden (im Durchschnitt, bei kürzeren Stundenausfallzeiten entsprechend mehr)
  • Wegen Ferienzeiten und Semesterpausen gab es bislang für viele Kursleiter einen sehr hohen Stundenausfall und damit Honorarausfall (Sommerpause 8 Wochen, Osterferien 2 Wochen, Herbstferien 2 Wochen, Weihnachtsferien 1 – 2 Wochen, Semesterpause je 1- 2 Wochen)
  • Kursleiter müssen als Freiberufler die Sozialversicherungsabgaben zu 100% selbst bezahlen, ohne Zuschüsse
  • Netto verdienen Kursleiter zwischen 7,- und 10,- Euro netto, abhängig von der Stundenzahl und Steuersatz, Abgabenlast

Wir DozentInnen
  • tragen das Risiko des Verdienstausfalls bei Nichtstattfinden der Kurse / Veranstaltungen selbst
  • ebenso bei Verdienstausfall durch Krankheit.
  • bekommen keinen Arbeitgeberanteil zu den Kosten der sozialen Absicherung
  • und keinen bezahlten Urlaub.
  • Müssen sich in ihrer Freizeit zum Teil auf eigene Kosten weiterqualifizieren.
  • Bekommen Vor- und Nachbereitungszeiten für die Kurse nicht bezahlt.
  • bekommen die Entwicklung von Kurskonzepten und Curricula nicht bezahlt.

DIE HONORARSÄTZE

Die letzte Honorarerhöhung an der VHS Bremen war 1999.
  • An der Volkshochschule Bremen erhalten KursleiterInnen grundsätzlich 18 Euro je gehaltener Unterrichtsstunde (45 Minuten),
  • im EDV-Bereich laut Honorarordnung 20,50 Euro — ausbezahlt werden seit Sommer 2005 aber nur noch 18 EUR.
  • Die VHS in Bremerhaven vergütet je nach Lehrveranstaltung zwischen 17,40 und 18,40 Euro,
  • die Hamburger VHS dagegen 24,74 Euro.
  • Private Weiterbildungsträger zahlen oft nur 14,50 Euro.
  • Der Senat hingegen hält 32 Euro je Stunde für Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung oder Justiz, die nebenher in der Weiterbildung arbeiten, für "angemessen",
  • für Hochschullehrer sogar 48 Euro.
  • Zum Vergleich: Auch Lehrkräfte an Gymnasien erhalten laut Senat durchschnittlich 48 Euro pro Unterrichtsstunde.
  • Die Hochschulen in Bremen zahlen zwischen 16,09 und 51,98 Euro in der Stunde, je nach Fach und Qualifikation.
  • Für Drittmittel-finanzierte Masterstudiengänge an der Uni können bis zu 100 Euro pro Stunde gezahlt werden.

Für den KursleiterInnenrat der VHS Bremen: Anke Assouroko, Walter Gröh, Lilly Gawert, Ulrich Knäuper


Quelle: bildungsklick.de

Sie können das Flugblatt zur Aktion der Dozentinnen und Dozenten hier als pdf-Datei herunterladen.

Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Freiberufler/Selbstständige, Honorar, Volkshochschule
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 14.04.2009