Lebenslanges Lernen

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Mittel für Weiterbildungsstipendien kräftig gesteigert

Eine aktuelle Forschungsstudie zur Begabtenförderung in der beruflichen Bildung bescheinigt den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Weiterbildungsstipendien eine hohe Förderwirkung. Das Programm "Begabtenförderung berufliche Bildung" verbessert demnach die beruflichen Aufstiegschancen für leistungsfähige Berufseinsteiger und eröffnet Perspektiven für das Lernen im gesamten Lebenslauf. "Es ist entscheidend, dass wir jetzt die Chancen für eine gute Aus- und Weiterbildung der jungen Generation sichern und die zukünftigen Fachkräfte qualifizieren. Das ist eine Grundvoraussetzung für die Innovationskraft unserer Gesellschaft - gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan am Donnerstag. "Mit den Weiterbildungsstipendien wollen wir Wege bereiten und Anreize schaffen, Berufskarrieren erfolgreich zu gestalten."

Die Studie, deren Vorgängerstudien und die aktuellen Zahlen für das Jahr 2008 zeigen, dass die Aufnahmezahlen in die Begabtenförderung berufliche Bildung seit 2005 deutlich gestiegen sind. Gelangten damals 4.200 neue Stipendiatinnen und Stipendiaten in die Förderung, wurden 2008 bereits mehr als 6.000 Stipendien vergeben - so viele, wie noch in keinem Jahr seit Bestehen des Förderprogramms. Das BMBF hat die Mittel für die Weiterbildungsstipendien von 14,6 Millionen Euro im Jahr 2005 auf 20 Millionen. Euro im Jahr 2009 aufgestockt, was einer Steigerung um 40 Prozent entspricht.

Nach den Ergebnissen der Begleitforschung stellen knapp zwei Drittel der ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten fest, dass sich ihre beruflichen Aufstiegschancen bereits unmittelbar nach Abschluss der Weiterbildungsmaßnahmen verbessert haben. Zugleich steigt bei den Stipendiaten die Bereitschaft zur Weiterbildung nach dem Durchlaufen der Begabtenförderung erheblich.

Das Programm wird im Auftrag des BMBF von der "Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung" (SBB) durchgeführt. Die Auswahl von begabten Absolventinnen und Absolventen erfolgt durch die für Berufsbildung zuständigen Stellen sowie durch die SBB als durchführende Stelle für bundesgesetzlich geregelte Fachberufe im Gesundheitswesen. Die Förderung umfasst Zuschüsse für Kosten von fachlichen oder außerfachlichen anspruchsvollen Weiterbildungen in Höhe von insgesamt maximal 5.100 Euro, verteilt über drei Jahre. Die Weiterbildung muss grundsätzlich berufsbegleitend durchgeführt werden.

Nähere Informationen zum Programm "Begabtenförderung berufliche Bildung" sowie zur veröffentlichen Forschungsstudie erhalten Sie im Internet unter: http://www.bmbf.de/de/762.php

Quelle: Pressemitteilung des Bundesbildungsministeriums vom 16. April 2009


Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie

“Im Programmjahr 2007 hat die Begabtenförderung berufliche Bildung mit der Bewilligung von über 9.500 Maßnahmenanträgen 6.500 Stipendiatinnen und Stipendiaten eine Weiterbildung auf den unterschiedlichsten Gebieten ermöglicht.

Das Programm erfüllt weiterhin das vorrangige Ziel, im Rahmen der Bemühungen um eine Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung besonders leistungsfähige und lernbereite junge Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung beim Erwerb von zusätzlichen, auch über das engere Berufsfeld hinaus reichenden, Kenntnissen und Fertigkeiten zu unterstützen. Das Weiterbildungsverhalten der Geförderten hat dieser Vorgabe des Programms durchaus entsprochen. Denn obwohl eine im Lauf der Jahre immer deutlichere Neigung zur Wahl berufsbezogener Lerninhalte festzustellen ist, nehmen die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Begabtenförderung immer noch häufig Angebote zur fachübergreifenden Weiterbildung wahr.

Gerade im Bereich des Fremdsprachenlernens ist zudem erkennbar, dass vor allem Stipendiatinnen in fachübergreifenden Lerngebieten neue Kenntnisse erwerben wollen. Dagegen sind Frauen bei der Aufstiegsfortbildung weiterhin schwächer vertreten. Bei kaufmännischen Fortbildungslehrgängen zu Fachwirten, Betriebswirten und Fachkaufleuten sind die Stipendiatinnen aber seit längerem in der Überzahl. Vielfalt und Ausmaß der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen in der Begabtenförderung bleiben also unverändert hoch.

Dies zeigt auch eine Untersuchung des Weiterbildungsverhaltens im Hinblick auf die schulische Vorbildung: während sich Geförderte mit Hochschulreife insgesamt vielfältiger weiterbilden, konzentrieren sich Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Hauptschulabschluss und mittlerem Bildungsabschluss stark auf den handwerklichtechnischen Bereich und dort auf die Aufstiegsfortbildung. Dass insgesamt ein massives Übergewicht der Geförderten mit Hochschulreife und mittleren Bildungsabschlüssen besteht, weist nicht auf eine "soziale Schräglage" der Förderung hin: auch diese Gruppen stammen, wie die Stipendiatenbefragung im Rahmen der letzten Effizienzuntersuchung bestätigt hat, tendenziell aus bildungsfernen Familien (BMBF 2006a, S. 23f).

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten in der Begabtenförderung nehmen für ihre Weiterbildung einen zum Teil erheblichen Zeitaufwand in Kauf: obwohl die Lehrgänge meist berufsbegleitend stattfinden, werden hier durchschnittlich weit mehr Stunden im Jahr aufgewendet wie sonst in der beruflichen Weiterbildung. Am längsten dauern dabei Maßnahmen der Aufstiegsfortbildung. Sie werden in der Regel bei den Kammern und kammernahen Einrichtungen besucht, Bildungsträgern also, die in der beruflichen Weiterbildung insgesamt weniger stark vertreten sind als die beschäftigenden Betriebe selbst. Dennoch kann nicht von einer Monopolstellung der zuständigen Stellen als Weiterbildungsanbieter in der Begabtenförderung gesprochen werden. Vor allem die oft mit großem Zeitaufwand – und entsprechend höheren Kosten – verbundenen Fremdsprachenkurse im Ausland werden von privaten Sprachreiseveranstaltern durchgeführt. Aber auch berufsbildende und gewerbliche Schulen und Fachschulen einerseits, viele einzelne private Bildungsträger andererseits gehören zu den bedeutenden Kursanbietern im Rahmen des Förderprogramms.

Deshalb fallen die Kosten der Weiterbildung sehr unterschiedlich aus, bewegen sich aber bei einem großen Teil der Lehrgänge im beabsichtigten Rahmen: knapp drei Fünftel der Maßnahmen kosten weniger als der jährliche Regelhöchstbetrag von 1.700 €. Maßnahmen der Aufstiegsfortbildung sind auch weiterhin am kostspieligsten, verhältnismäßig teuer bleiben auch Fremdsprachenkurse insbesondere im außereuropäischen Ausland.

Insgesamt werden die von der Begabtenförderung berufliche Bildung zur Verfügung gestellten Mittel den Intentionen des Programms gemäß genutzt. Fast zwei Fünftel der Stipendiatinnen und Stipendiaten nehmen die Möglichkeit wahr, mit den Fördergeldern Lehrgänge der Aufstiegsfortbildung zu besuchen, deren erfolgreicher Abschluss eine verbesserte oder verantwortungsvollere Stellung im Beruf verspricht. Außerdem fließt Geld in vielfältige berufsbezogene Weiterbildungen für den Erwerb neuer und die Vertiefung bestehender handwerklich-technischer und kaufmännischer Kenntnisse. Damit unterstützt die Begabtenförderung ein Weiterbildungsverhalten, mit dem angesichts sich ständig wandelnder Anforderungen des Erwerbslebens fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten erweitert und auf den neuesten Stand gebracht werden. Schließlich verwenden viele Stipendiatinnen und Stipendiaten die Fördermittel – nicht selten zusätzlich zu aufstiegsbezogenen oder anderen fachspezifischen Lehrgängen – für fachübergreifende Maßnahmen, die nicht nur die beruflichen Möglichkeiten verbessern, sondern auch allgemein bildende Wirkung haben und langfristig die Weiterbildungsbereitschaft fördern.“



Quelle: Richard Fauser & Holger Bargel,
Begabtenförderung berufliche Bildung,
Sozialwissenschaftliche Analysen der Stipendiatenstruktur und der geförderten Maßnahmen Programmjahr 2007
Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Konstanz Januar 2009


Sie können die vollständige Studie Begabtenförderung berufliche Bildung hier als pdf-Datei herunterladen.





Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen, Förderung, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 17.04.2009