Berufliche Weiterbildung

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Auch in Krisenzeiten mit Weiterbildung vorsorgen – denn der nächste Fachkräftemangel kommt bestimmt!"

Die Finanz- und Wirtschaftskrise stellt auch die hessische Wirtschaft vor große Herausforderungen mit erheblichen Auswirkungen auf den hiesigen Arbeitsmarkt. Obwohl zahlreiche Unternehmen – insbesondere in der exportstarken Industrie – seit Monaten dramatische Auftragseinbrüche und Umsatzrückgänge hinnehmen müssen, versuchen sie so weit wie möglich die Stammbelegschaften zu halten, damit die Fachkräfte im nächsten Aufschwung nicht fehlen. Deshalb und dank des verstärkten Einsatzes arbeitsmarktpolitischer Instrumente wie der Kurzarbeit und saisonaler Entlastungseffekte weisen die aktuellen Arbeitsmarktzahlen noch eine gewisse Stabilität auf.

Dennoch ist vielen Unternehmern und Beschäftigten mit Blick auf den demografischen Wandel und den Druck eines globalisierten Marktes klar, dass es auch in diesen schwierigen Zeiten förderlich ist, bereits jetzt an die Zeit nach der Krise zu denken und entsprechend vorzusorgen: Auch im wirtschaftlichen Abschwung gibt es gute Chancen, sich für die Zukunft zu rüsten und sich noch wettbewerbsfähiger aufzustellen. Deshalb qualifizieren kluge Unternehmen ihren Fachkräftepool für die Zukunft schon verstärkt während der Krise oder rekrutieren gar vorzeitig absehbare Bedarfe.

Die Hessische Landesregierung, die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), der DGB Bezirk Hessen-Thüringen und die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit (RD Hessen) fordern daher in einem gemeinsamen Appell hessische Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf, die zahlreichen Unterstützungsangebote und Dienstleistungen der einzelnen Akteure aktiv nachzufragen und die angebotenen Förderinstrumente für die Weiterbildung offensiv zu nutzen. So können z.B. Zeiten der Kurzarbeit für Zukunftsinvestitionen eingesetzt werden.

„Kurzarbeit sollte neben der Vermeidung von Arbeitslosigkeit und dem Erhalt der Arbeitsplätze auch zur Weiterbildung genutzt werden. Denn wir müssen nicht nur die Unternehmen in ihrem Kern erhalten, sondern auch die Arbeitskräfte, die die Qualität ausmachen, die Hessen hat. Unser entscheidender Vorteil ist ja nicht, dass es bei uns eine große Zahl von Unternehmen gibt, sondern dass wir besonders qualifizierte Menschen haben, die in diesen Unternehmen arbeiten und mit ihrem Knowhow entscheidend zum Wohlstand Hessens beitragen. Ein Unternehmen, das jetzt eine Ingenieurin oder einen Ingenieur oder auch einen gelernten Facharbeiter oder eine Facharbeiterin „auf die Straße“ setzt, muss damit rechnen, dass es beim nächsten Wirtschaftsaufschwung (und der kommt ganz sicher) keinen qualifizierten Ersatz findet! Wer dann nicht qualifiziert und ausgebildet hat, wird es schwer haben gutes Personal zu finden“, sagte der Hessische Ministerpräsident Roland Koch und umriss damit mögliche Folgen der bislang eher verhaltenen betrieblichen Weiterbildungsbemühungen.

„Weiterbildung wird Trend. Der nächste Fachkräftemangel ist aufgrund der demografischen Entwicklung schon jetzt absehbar. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen können bei der Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre höhere Flexibilität gegenüber Großunternehmen ausspielen“, sagte VhU-Präsident Prof. Dieter Weidemann. Aus der letzten Unternehmerumfrage in der Metall- und Elektro-Industrie wisse die VhU, dass im 2. Halbjahr 2009 70 Prozent der befragten M+E-Unternehmen die Kurzarbeit zur Weiterqualifizierung nutzen wollten. Offensichtlich würden die Chancen vielfach gesehen. Jetzt gelte es, sie auch in die Tat umzusetzen.

„Arbeitnehmer und Unternehmen verzichten trotz Kurzarbeit, dem Blick auf den demografischen Wandel und dem Druck eines globalisierten Marktes immer noch viel zu oft auf die kontinuierliche Weiterbildung. Im europäischen Ranking der Weiterbildungsaktivitäten stehen deutsche Erwerbstätige ebenfalls hinten an“, bedauerte Stefan Körzell, Vorsitzender des DGB Bezirk Hessen-Thüringen. „Nur jeder Dritte qualifiziert sich hierzulande weiter. Deshalb werben wir nachdrücklich dafür, die zahlreichen Unterstützungsangebote und Dienstleistungen der einzelnen Akteure aktiv nachzufragen, die angebotenen Förderinstrumente für die Weiterbildung offensiv zu nutzen und beispielsweise Qualifizierung während der Kurzarbeit als lohnende Investition in die Zukunft zu begreifen.“

„Gut qualifizierte und motivierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind eine Voraussetzung dafür, um Abwärtsspiralen zu durchbrechen und eine positive Entwicklung in Gang zu setzen“, sagte Wolfgang Forell, Leiter der Regionaldirektion Hessen. Forell wies insbesondere darauf hin, dass die Regionaldirektion alles unternehme, um Antragsverfahren schnell, unbüro- kratisch und entsprechend dem Bedarf der Unternehmen zu gestalten und die vorhandenen Instrumente flexibel einzusetzen. „Nutzen Sie unsere Beratungsangebote“, forderte Forell die Unternehmen auf.

Mit zusätzlich durch die Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung gestellten Mitteln werden bis Ende 2010 gering qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Berufsabschluss ebenso gefördert wie Beschäftigte, die bereits mehr als vier Jahre eine Tätigkeit ohne entsprechenden Berufs- abschluss ausüben. Diesen können sie in der Weiterbildung erwerben oder sich dafür teilqualifizieren lassen. Die Agentur für Arbeit erstattet dabei die kompletten Lehrgangskosten und bezuschusst Fahrt- und Kinderbetreuungskosten. Aber auch qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in ihrem gelernten Beruf arbeiten, erhalten Fortbildungen zur Vertiefung ihres berufsbezogenen Wissens. Sie haben zudem die Möglichkeit, Qualifikationen wie z.B. Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben, die sie auch in anderen Berufsfeldern auf dem Arbeitsmarkt einsetzen können. Die Agentur für Arbeit erstattet aus den zusätzlich aus dem Europäischen Sozialfonds zur Verfügung gestellten Mitteln 25 bis 80 Prozent der Lehrgangskosten – abhängig von der Art der Qualifizierung, der Betriebsgröße und der Personengruppe.

Die umfangreichen Hilfen reichen von bereits auf den Weg gebrachten rechtlichen Verbesserungen zur Gewährung von Kurzarbeitergeld wie z.B. die Verlängerung der Bezugsfrist auf maximal 24 Monate oder die volle Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Kurzarbeit qualifiziert werden, bis hin zu den Angeboten der hessischen Agenturen für Arbeit. Kompetente Fachkräfte in den Agenturen sind die Ansprechpartner für die Betriebe vor Ort.

Die Arbeitgeberhotline der Bundesagentur für Arbe it unter 01801/664466 (Preis: Festnetz 3,9 Cent/ Min; Mobilfunk abweichend) ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Formulare und Informationen sind auf der Homepage der Bundesagentur für Arbeit unter www.arbeitsagentur.de eingestellt. Ein praktischer Kurzarbeitergeld-Rechner ermittelt auf einfache und schnelle Weise das zu erwartende Arbeitsentgelt bei Kurzarbeit. Die Informationskampagne „Einsatz für Arbeit“ unter www.einsatz-fuer-arbeit.de , eine Aktion des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit, bietet weitere Informationen sowie ein Infotelefon: 01805/676712 zum Festpreis von 14 Cent/ Min. (abweichende/ andere Preise aus den Mobilfunknetzen möglich).



Quelle: Gemeinsame Erklärung der Hessischen Landesregierung, der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit vom 10. Juli 2009


Sie können diese Erklärung hier auch als pdf-Datei herunterladen.


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Schlagworte zu diesem Beitrag: Berufliche Weiterbildung, Öffentliche Beschäftigungspolitik, Betriebliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 14.07.2009