Lebenslanges Lernen

Zurück zur Übersicht

Bildungsurlaub als Instrument zur Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung weiterentwickeln

„Weiterbildungsbeteiligung im Land Bremen“

Unter Punkt 4 des Dringlichkeitsantrags „Bildungsurlaub als Instrument zur Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung weiterentwickeln“ vom 30.09.09. haben die Fraktionen Bündnis 90/DIE GRÜNEN und SPD folgende Berichtsbitte an den Senat gerichtet:

Der Senat wird gebeten, innerhalb von zwei Monaten nach Beschlussfassung eine Übersicht über die Weiterbildungsbeteiligung im Land Bremen vorzulegen.

Der Senat beantwortet die Berichtsbitte wie folgt:


Vorbemerkung:

Der Senatorin für Bildung und Wissenschaft liegen ausschließlich Daten der nach dem Bremischen Weiterbildungsgesetz anerkannten Weiterbildungseinrichtungen vor. Eine Berichterstattung über die gesamte Bremer Weiterbildungsbeteiligung kann auf Basis dieser Daten nicht geleistet werden. Die anerkannten und geförderten Weiterbildungseinrichtungen sind aufgrund ihrer Größe zwar nach wie vor strukturbildend für den Weiterbildungsmarkt, stellen aber nur 13 von über 250 Anbietern dar. Durch die Statistik der Senatorin für Bildung und Wissenschaft nicht erfasst sind beispielsweise die Angebote kleiner, betriebsnaher Spezialanbieter, Privatinstitute und -akademien, Filialen von deutschlandweit operierenden Anbietern etc. Insbesondere nicht erfasst sind alle Formen des Lernens der Bremer Bevölkerung außerhalb Bremens und des Lernens bei staatlich nicht subventionierten Bildungseinrichtungen. Auch die fallweise erhobenen Daten der von Bremen (mit-) finanzierten Weiterbildung - wie zuletzt geschehen in Beantwortung der Kleinen Anfrage der Fraktion B90/Die Grünen vom 15. Dezember 2008 mit dem Titel „Zukunftsherausforderung `Lebenslanges Lernen´“ - geben nur einen Ausschnitt der tatsächlichen Beteiligung an Weiterbildung wieder.

Selbst bei vollständiger Erfassung aller Teilbereiche der Weiterbildung kann daraus keine Weiterbildungsquote abgeleitet werden. Eine Vermeidung von Doppelnennungen ist bei den oben genannten Erfassungen nicht möglich, da keine personenbezogenen Daten vorliegen. Der Indikator „Weiterbildungsbeteiligung“ bezieht sich aber auf die Anzahl der Personen, die in einem bestimmten Zeitraum weiterbildungsaktiv waren. Dementsprechend darf eine Person nur einmal erfasst werden, unabhängig davon, wie oft sie sich weitergebildet hat. Weiterbildungsquoten lassen sich somit nur auf Basis von Befragungen ermitteln. Dabei werden von den Ergebnissen einer Stichprobe, bei der einzelne Bremerinnen und Bremer befragt werden, auf die Grundgesamtheit geschlossen.


Zur Übersicht über die Weiterbildungsbeteiligung im Land Bremen:

Die derzeit umfassendste Bestandserhebung zur Beteiligung an Weiterbildung in Deutschland liefert das "Berichtssystem Weiterbildung - Adult Education Survey". Dieses bundesweite Projekt schließt an das "Berichtssystem Weiterbildung" (BSW) an, das seit 1979 als Vorhaben des BMBF die Entwicklung des Weiterbildungsverhaltens in Deutschland beobachtet und in Berichten dokumentiert und soll künftig zu Vergleichsdaten in der EU beitragen. Deutschland hat sich mit dem AES 2007 an der ersten Runde der Erhebungen, die in über 20 europäischen Ländern in den Jahren 2006 bis 2008 durchgeführt wurden, beteiligt.

Diese Befragung hat die Teilnahme an einer Weiterbildungsveranstaltung innerhalb der letzten 12 Monate zum Gegenstand. Informelles Lernen wird miterfasst. Dies entspricht dem Informationsrahmen, mit dem die KMK arbeitet. Hier läge die aktuelle bundesdeutsche Quote bei 43%. (Die Steigerung dieser Quote auf 50% wurde im Rahmen der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung „Aufstieg durch Bildung“ vereinbart).

Die Grundgesamtheit der bundesweiten BSW-Erhebung im Berichtssystem Weiterbildung IX, der aktuellsten Gesamterhebung, umfasste alle während des Befragungszeitraumes in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen im Alter von 19 bis 64 Jahren. Untersuchungsgebiet war die Bundesrepublik Deutschland. Der Stichprobenumfang der Erhebung lag bei knapp über 7.000 Fällen. (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrg.): Berichtssystem Weiterbildung IX. Ergebnisse der Repräsentativbefragung zur Weiterbildungssituation in Deutschland. Bonn, Berlin 2005, S. 114).

Länderspezifische Zusatzstudien sind im Zuge der bundesweiten Datenerhebung möglich. So hatte z.B. das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein bei TNS Infratest Sozialforschung (Auftragnehmer des BMBF-Projekts "BSW-AES 2007") eine parallel zur Bundeserhebung durchgeführte Länderstudie in Auftrag gegeben. Zur notwendigen Datenbasis für solche Länderstudien sagt TNS Infratest Sozialforschung in diesem Zusammenhang: "Um repräsentative Auswertungen auf Länderebene zu ermöglichen, ist eine Aufstockung der bundesweiten Stichprobe auf insgesamt jeweils 1.500 Interviews pro Bundesland erforderlich."

Die angegebene Stichprobengröße ließe sich für Bremen nicht verkleinern, ohne gleichzeitig die Verlässlichkeit und Aussagekraft der erhobenen Daten zu gefährden.

Die Kosten für die o.g. länderspezifische Zusatzstudie wurden von TNS Infratest Sozialforschung in einem ersten Gespräch auf ca. 130.000,- € für Bremen geschätzt. Ein Ergebnis könnte frühestens im Oktober/November 2010 vorliegen.

Aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten hält der Senat eine Zusatzstudie für nicht vertretbar, sondern schlägt folgende Lösung vor:


Im europäischen Durchschnitt wird die Beteiligung am Lebenslangen Lernen mit einer Zielmarke von 12,5% angegeben.

Diese Quote geht auf die Erhebung des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) zurück. Die Zulieferung erfolgt durch das Statistische Bundesamt.

Dieser EU-Benchmark ist kein Indikator, der die Teilnahme an „reiner“ Weiterbildung darstellt. Lebenslanges Lernen bezieht sich bei dieser Erhebung auf Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren, die angegeben haben, sie hätten innerhalb von vier Wochen vor der Befragung an einer Ausbildung bzw. einem Unterricht teilgenommen. Das heißt, dass hier auch Schüler/innen und Studenten/Studentinnen dieser Alterskategorie erfasst werden.


Da Bremen z.B. im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl deutlich mehr Studierende ausbildet als die Flächenländer, ist die Weiterbildungsquote mit 9,6% in 2008 (letzte erfasste Zahl) unverhältnismäßig hoch. Außerdem gibt sie über die eigentliche Weiterbildungsquote keinen Aufschluss.

Das Statistische Bundesamt war bereit, für 2008 die Zahlen der Studierenden und Schüler/innen aus seinen Daten heraus zu rechnen und die eigentliche Bremer Weiterbildungsbeteiligungsquote zu generieren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2008 im Land Bremen 5,4% der Bevölkerung an Weiterbildung teilgenommen.

Ein Vergleich mit Benchmarks auf EU- oder Bundesebene ist aus den oben genannten Gründen nicht möglich, es ist jedoch beabsichtigt, die Weiterbildungsbeteiligungsquote auch in den kommenden Jahren beim Statistischen Bundesamt nachzufragen. Durch Zeitreihen können somit Entwicklungsverläufe festgestellt werden.


Quelle: Drucksache 17/1167 der Bremischen Bürgerschaft vom 16.02.2010


Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen, Volkshochschule
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 16.02.2010